Tieferes Verständnis für den vierbeinigen Freund – warum sich der Besuch einer Hundeschule wirklich lohnen kann.
Der Hund im Alltag – Freud oder Leid
Hundeschulen sprießen wie Pilze aus dem Boden. Bei ca. 8,6 Millionen Hunden in Deutschland im Jahr 2016 scheint das angemessen und notwendig. Besonders im Hinblick auf die – im Vergleich zur Anzahl der Hunde – zum Glück seltenen Attacken von Hunden auf Menschen.
Doch bei näherer Betrachtung scheinen so einige Hunde ihrem Halter das Leben schwer zu machen: Sie bellen nonstop am Gartenzaun, duellieren sich zum Leidwesen des anderen Endes der Leine mit Nachbars Fiffi auf offener Straße, schleifen Herrchen oder Frauchen keuchend durch den Park, sammeln Müll wie kleine Staubsauger.
Was von außen betrachtet nervig anmutet oder bei dem ein oder anderen noch ein Schmunzeln hervorruft, kann für den Halter zur Belastung werden. Dann kommt die Frage nach einer Hundeschule auf. Genauso dann, wenn unerfahrene Hundehalter erst gar nicht in diese Situationen kommen wollen und vorbeugend Erziehungsstunden besuchen möchten.
Was macht eine gute Hundeschule aus?
Problemverhalten eines Hundes ist oft in einem Missverständnis in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund begründet. Nicht immer gelingt das Verständnis des Wesens der Gattung Hund und dessen Bedürfnissen von allein. Ein Hundetrainer sollte also neben genauen Kenntnissen des Hundeverhaltens auch ein über gutes Einfühlungsvermögen in seine eigenen Artgenossen verfügen.
Denn was bringt es dir, wenn dein Hund deinem Hundetrainer anders als dir selbst aufs Wort gehorcht, weil dieser offensichtlich über ein Wissen und Verhalten verfügt, das er nicht an dich weitergeben kann? Denn was Martin Rütter schon vor Jahren an sein Publikum weiter gab, würde jeder Hund postwendend unterschreiben: Ein Hund braucht keine Schule und keine Anleitung, mit Herrchen und Frauchen umzugehen.
Studien zufolge gibt es kein Tier, das den Menschen auch nur annähernd so gut lesen und deuten kann, wie der Hund. Anders herum besteht da schon eher Schulungsbedarf.
Früher war es noch so, dass jeder, der meinte, gut mit Hunden auszukommen oder sie zumindest erziehen zu können, seine Dienste gegen Geld anbieten konnte. Heute benötigen Hundetrainer eine behördliche Erlaubnis. Seit dem 1. August 2014 soll die Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8 f Tierschutzgesetz die Hundeausbildungen einheitlicher machen.
Sie soll u. a. dafür Sorge tragen, dass die Hundeausbilder ausreichende Kenntnisse über Hunde mitbringen. Veraltete Methoden wie Hundeerziehung mittels Druck, Zwang und Schmerz werden ersetzt durch die Ausbildung mittels Motivation und Belohnung von erwünschtem Verhalten.
Vielfalt an Kursangeboten
Bei der Suche nach einer geeigneten Hundeschule gibt es trotzdem so einiges zu beachten. Da werden Beschäftigungskurse angeboten, Spielstunden für Welpen oder erwachsene Hunderassen, Grunderziehungskurse oder Gehorsam auf höchstem Niveau.
Nicht jede Art der Beschäftigung ist für jeden Hund geeignet, Hunde sind sehr unterschiedlich, in ihren Interessen, Vorlieben und Talenten. Das gilt ja auch ebenso für Größe, Form und Fellbeschaffenheit. Besonders kommt es auf den Leiter der Hundeschulstunden an: Geht er auf die Bedürfnisse von Hund und Halter ein? Nimmt er sich Zeit, hört er zu? Werden individuelle Kurse angeboten oder nur sich ständig wiederholende Standardübungen?
Sind die Gruppen groß, verliert der Trainer schnell die Übersicht. Die einzelnen Teilnehmer müssen längere Wartezeiten in Kauf nehmen, bis sie eine Rückmeldung zu ihrem Trainingsstand bekommen. Oft haben sie dann keine Chance, individuell begleitet und gefördert zu werden.
Besonders Welpenspielstunden sind für die Entwicklung eines Hundecharakters nicht zu unterschätzen. Erlebt ein möglicherweise sensibleres Kerlchen wildes und ruppiges Geraufe als erste Erfahrung mit seinen Artgenossen, ist dies sicher kein guter Start. Ein guter Hundetrainer wird während der Spielstunde das Verhalten seiner Schützlinge genau beobachten.
So kann er den Haltern erklären, was man laufen lassen kann und wann ein Welpe zu sehr bedrängt wird und man – und auch wie man – eingreifen muss. Damit ist für die Hundezukunft schon viel gewonnen. Und letztendlich gilt das nicht nur für Spielstunden für Welpen, sondern auch für erwachsene Hunde.
Training auf dem Hundeplatz oder unter Alltagsbedingungen?
Was man sich auch fragen sollte, ist, wo die Kurse stattfinden. Für sportliche Aktivitäten oder andere Beschäftigungskurse natürlich toll ist, wenn eine eingezäunte Hundewiese mit unterschiedlichen Gerätschaften genutzt werden kann. Eine solche eignet sich aber weniger, um alltäglichen Gehorsam zu trainieren.
Denn Hunde lernen ortsgebunden und so kommt es nicht selten vor, dass die Kür aus Sitz, Platz, Bleib und Komm auf dem Hundeplatz unter gewohnten Umständen gut funktioniert, im wahren Leben hingegen andere Hunde, Radfahrer, tolle Gerüche oder auch Wild den Hund unwiderruflich in seinen Bann ziehen.
So ist es grundsätzlich sehr zu begrüßen, wenn die Stunden auch draußen in alltäglicher Umgebung stattfinden. Der Trainer kann seinen Kunden so viel besser Tipps und Unterstützung unter realen Bedingungen geben.
Einzeltraining oder Gruppenkurs?
Ist das Kind – oder in diesem Falle der Hund – schon in den Brunnen gefallen und es hat sich ein eklatantes Problemverhalten entwickelt, bleibt häufig nur noch die Einzelstunde. Bei dieser beobachtet der Hundetrainer das Problemverhalten dort, wo es auftritt. Anschließend zeigt der den Haltern, was sie üben müssen. In regelmäßigen Terminen wird der Fortschritt überprüft und die Übungen gegebenenfalls angepasst.
Preise und Kosten
Für ein Einzeltraining fallen vergleichsweise hohe Kosten an. Während eine Grunderziehungs- oder Beschäftigungskursstunde in einem Gruppenkurs bei 5–10 € pro Stunde beginnen, liegt der Preis für eine Einzelstunde vor Ort bei 40–80 € pro Stunde. Hinzu kommen in den meisten Fällen die Fahrtkosten.
Fazit über den Besuch einer Hundeschule
Es empfiehlt sich also in jedem Fall eine Hundeschule zu besuchen, um Problemverhalten erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ein Hund, der sich Artgenossen und Menschen gegenüber sozial verhält, weil er sich sicher geführt und in seinen Bedürfnissen verstanden fühlt, ist eine großartige Bereicherung für den Hundefreund und – was oft vergessen wird – kein Störenfried für Unbeteiligte.